Direkt zum Inhalt
Bild
Fassade eines Fachwerkhauses
Recht & Steuern

Bringt der Denkmalschutz einen Rabatt bei der Grundsteuer?

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes mussten die Regelungen zur Erhebung der Grundsteuer zum 1.1.2025 neu getroffen werden. Vor allem für Eigentümer älterer Häuser, die jahrzehntelang keiner Neubewertung unterzogen wurden, waren die seit Jahresbeginn von den Städten und Gemeinden versandten Bescheide oftmals ein großer Schock.

Da in Hessen die Grundsteuer maßgeblich von den Bodenrichtwerten abhängt, sind insbesondere die alten Siedlungskerne und Innenstadtlagen betroffen, da dort in der Regel die höchsten Quadratmeterpreise für Bauland gezahlt werden. Steigerungen um das Mehrfache der bisher verlangten Grundsteuer sind leider keine Seltenheit. Alte Wohnhäuser – insbesondere aus der Gründerzeit – stehen in vielen städtischen Kerngebieten unter Einzeldenkmalschutz oder sind Teil einer denkmalgeschützten Gesamtanlage (Ensembleschutz von Straßenzügen) nach § 2 Abs. 3 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Ob ein Gebäude ein Kulturdenkmal ist, kann einem Bescheid der Denkmalpflege oder der Webseite https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de  entnommen werden.

In allen Bundesländern werden unter Denkmalschutz stehende Gebäude bei der Grundsteuer begünstigt. In Hessen können denkmalgeschützte Gebäude eine Ermäßigung um 25 % (§ 6 Abs. 3 Hessisches Grundsteuergesetz) erhalten. Die Sache hat allerdings einen Haken: In Hessen wird die Begünstigung nicht von Amts wegen gewährt, sondern nur „auf Antrag“. Und den dürften in Hessen viele Berechtigte versäumt haben, weil bei der oft mühseligen Eingabe der Erklärung zum Grundsteuermessbetrag über ELSTER in der Eingabemaske der Button für den „Antrag auf Grundsteuerermäßigung wegen Denkmal“ leicht übersehen werden konnte. Aber noch ist nichts verloren.

Den Antrag auf Ermäßigung können Sie noch nachträglich stellen. Da in fast allen Fällen die Einspruchsfrist gegen den Bescheid zum Grundsteuermessbetrag verstrichen ist, müssen Sie bei Ihrem zuständigen Finanzamt (nicht bei Ihrer Gemeinde) die Neuveranlagung wegen der Denkmalseigenschaft beantragen. Wenn das Finanzamt dann eine Neuveranlagung vorgenommen hat, erhalten Sie einen neuen Bescheid. Dieser geht auch an die Kommune, die damit ab dem nächsten Jahr die Grundsteuer berechnen wird. Die Neuveranlagung greift also erst zum 1.1. 2026. Ein solcher Antrag dürfte sich lohnen, da erst im Jahre 2036 eine Neubewertung vorgesehen ist und bis dahin der aktuelle Grundsteuermessbetrag gültig ist.

Niklas Graf
Niklas Graf, Rechtsanwalt bei Haus & Grund Frankfurt am Main e.V.

 

 

Verwandte Blogartikel

Wohnsiedlung aus der Vogelperspektive
Recht & Steuern
Politik & Wirtschaft

Ab 1. Januar 2025 wird die Grundsteuer nach den reformierten Regeln gezahlt. Die ersten Zahlbescheide sind verschickt, weitere werden im Laufe des...

Eigentümer
Recht & Steuern
Wohnungseigentumsrecht

In Eigentümergemeinschaften mit einem Verwaltungsbeirat stellt sich häufig die Frage, welche Pflichten und Befugnisse dem Verwaltungsbeirat zukommen.

Neubau-Häuser mit Mietwohnungen
Recht & Steuern
Mietrecht

Grundsätzlich sind Mietverträge über Wohnraum zeitlich unbefristet. Sie enden nicht zu ei-nem festgelegten Zeitpunkt, sondern erst dann, wenn...

Bundesfinanzhof
Recht & Steuern
Erbrecht

Für vermieteten Wohnraum und für das selbst genutzte Familienheim gibt es eine besondere Erbschaftsteuer-Befreiung. Wie ist das aber, wenn der...

Neubau-Mehrfamilienhaus
Recht & Steuern
Wohnungseigentumsrecht

In vielen Wohnungseigentümergemeinschaften schlummern erhebliche Summen in Erhaltungsrücklagen – oft auf Konten, die kaum Zinsen abwerfen. Dabei...

Weg wird mit Schneeschippe geräumt
Recht & Steuern
Bauen & Wohnen
Wohnungseigentumsrecht

Der Gemeinschaft der Wohnungseigentümer obliegt die Verkehrssicherungspflicht am Grundstück. Sie muss dafür sorgen, dass niemand auf dem Grundstück...

Rechnungsempfang am Laptop
Recht & Steuern
Politik & Wirtschaft

Alle Unternehmer im Sinne des § 2 des Umsatzsteuergesetzes – und damit auch private Wohnraumvermieter – müssen ab 2025 sogenannte E-Rechnungen...

Rauchende Schornsteine über Wohngebiet
Recht & Steuern
Mietrecht

In Deutschland sind Vermieter verpflichtet, sicherzustellen, dass Mietwohnungen während der Heizperiode, die in der Regel vom 1. Oktober bis zum 30...

Feuchtes Mauerwerk
Recht & Steuern

Muss der Verkäufer einer Wohnung den Käufer über das gesamte Ausmaß von Feuchtigkeitsschäden aufklären? Darüber entschied der Bundesgerichtshof (BGH)...

Kinderwagen in Treppenhaus
Recht & Steuern
Mietrecht

Es kommt regelmäßig vor, dass Mieter im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses die verschiedensten Gegenstände wie Schuhe, Kinderwägen oder Regale...

Moderne Wohngebäude
Recht & Steuern
Mietrecht

Gem. § 556 d Abs. 1 BGB darf bei Abschluss eines neuen Mietvertrages über Wohnraum in einem Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt die Miete zu Beginn...

Jurist am Laptop
Recht & Steuern
Politik & Wirtschaft

Rechtsberatung aus dem Netz ist schnell verfügbar – aber nicht immer gut. Die Stiftung Warentest hat fünf Plattformen für Online-Rechtsberatung und...

Mehrfamilienhäuser
Recht & Steuern
Wohnungseigentumsrecht

Aufgrund der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) von 2020 haben sich bei Wohnungseigentümergemeinschaften (GdWE) einige Zuständigkeiten...

Schneeschippe in Aktion
Recht & Steuern

Der Winter naht und damit die Frage: Wer muss bei Schneefall den Gehweg räumen und Glätte durch Streuen vorbeugen?

Schornsteinfeger beim Reinigen auf dem Hausdach
Recht & Steuern

Die neuen Heizungsregelungen des seit Anfang des Jahres geltenden Gebäudeenergiegesetzes (GEG) ziehen weitere Anpassungen bei den Gebührentatbeständen...

 

Jetzt Haus & Grund-Mitglied werden

Sie suchen Rat zu Fragen rund um Ihre Immobilie? Wir sind für Sie da – ganz in Ihrer Nähe. Wir setzen uns engagiert, kompetent und individuell für das private Eigentum unserer Mitglieder ein.