DER „BREMER WEG“ Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht das Ziel
Mit dem jetzt von der Bremer Bausenatorin Özlem Ünsal vorgestellten „Bremer Weg zum kosteneffizienten und zukunftsfähigen Bauen“ hat die Senatskommission Wohnungsbau ein deutliches Zeichen gesetzt: Bauen soll in Bremen wieder einfacher, schneller und günstiger werden.
Über 200 geprüfte Maßnahmen wurden in den vergangenen Monaten erarbeitet, um Baukosten zu senken, Verfahren zu beschleunigen und Planungsprozesse zu vereinfachen. Dieses Ziel verdient Anerkennung – denn angesichts steigender Zinsen, Materialkosten und gesetzlicher Anforderungen drohte der Wohnungsbau zuletzt vielerorts zum Stillstand zu kommen.
Die Bausenatorin spricht in ihrer Pressemitteilung von einem „gemeinsamen Kraftakt aller Beteiligten“. Und in der Tat: Der Abschlussbericht „Einfach Bremen“ zeigt, dass Verwaltung, Politik und Bauwirtschaft gemeinsam an Lösungen gearbeitet haben. Der „Bremer Weg“ knüpft an den sogenannten Hamburg-Standard an, soll bis zu ein Drittel der Baukosten einsparen und steht damit ganz im Sinne einer dringend notwendigen Entlastung.
Doch bei allem Lob: Der „Bremer Weg“ greift bislang zu kurz, wenn es darum geht, die privaten Eigentümer einzubeziehen. Sie stellen rund 80 Prozent des Mietwohnungsbestandes in Bremen – und sind somit der wichtigste Baustein für bezahlbares Wohnen. Umso unverständlicher ist es, dass Haus & Grund als Vertretung dieser Gruppe nicht aktiv in die Entwicklung des „Bremer Wegs“ eingebunden wurde.
Gerade private Vermieter und Eigentümer brauchen praktikable und finanzierbare Rahmenbedingungen, um ihren Bestand zu erhalten und energetisch zu modernisieren. In unserer Stellungnahme zur geplanten Neufassung der Bremischen Landesbauordnung (BremLBO-2026) haben wir deutlich gemacht, wo der Schuh drückt – und wie der „Bremer Weg“ sinnvoll ergänzt werden könnte:
• Weniger Bürokratie, mehr Vertrauen: Die Vielzahl an Nachweis- und Dokumentationspflichten überfordert insbesondere kleinere Eigentümer. Verfahren müssen einfacher und digitaler werden, damit Investitionen nicht an Formularen scheitern.
• Verhältnismäßigkeit der Anforderungen: Klimaschutz ja – aber mit Augenmaß. Energetische Standards sollten so gestaltet sein, dass sie wirtschaftlich tragfähig bleiben.
• Mehr Förderung für private Kleinvermieter: Ohne ausreichende finanzielle Unterstützung sind viele Sanierungen nicht umsetzbar. Förderprogramme müssen gezielt auf private Eigentümer ausgerichtet werden.
• Planungssicherheit und Eigentumsschutz: Wer investiert, braucht Verlässlichkeit. Regelungen müssen transparent und langfristig angelegt sein.
• Flexibilität für den Bestand: Besonders bei älteren oder denkmalgeschützten Gebäuden müssen Ausnahmen und Übergangsfristen gelten, damit Erhalt und Modernisierung nicht zur Unmöglichkeit werden.
• Reduktion technischer Normen: Zu viele DIN-Vorgaben treiben die Baukosten. Bremen sollte sich im Bundesrat für eine Verschlankung der technischen Standards stark machen.
Diese Punkte ergänzen den „Bremer Weg“ in zentralen Bereichen. Denn so richtig die Senatsinitiative ist – sie zielt bislang vor allem auf den Neubau. Der Erhalt und die Modernisierung des bestehenden Wohnraums, der in privater Hand liegt, müssen stärker in den Mittelpunkt rücken. Nur wenn Eigentümer die nötige Unterstützung bekommen – fachlich, rechtlich und finanziell – kann Bremen seinen Bestand zukunftsfähig machen.