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Grundsteuer 2025: Bremen und Bremerhaven bleiben Schlusslichter

Warum die Reform ihr Ziel klar verfehlt hat

Die Reform der Grundsteuer zählt zu den größten steuerpolitischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte. Sie sollte für Bürger einfacher, gerechter und aufkommensneutral werden. Doch die jetzt veröffentlichten Ergebnisse des Grundsteuerrankings 2025 von Haus & Grund Deutschland und IW Consult zeigen: Für viele Eigentümer und Mieter ist das Gegenteil eingetreten.

Besonders im Land Bremen wird die neue Grundsteuer zu einer erheblichen Mehrbelastung, die sich zunehmend in den Wohnkosten der Menschen niederschlägt.

Bremen und Bremerhaven schneiden erneut schlecht ab – trotz leichter Rangverbesserungen
Im Ranking der 100 größten deutschen Städte landet Bremen mit einer Belastung von 640 Euro pro Jahr auf Platz 77. Bremerhaven folgt mit 571 Euro auf Platz 69. Beide Städte liegen damit klar über dem Bundesdurchschnitt von 545 Euro. Zwar haben sich die Platzierungen gegenüber 2024 leicht verbessert, doch entscheidend ist: die tatsächlichen Steuerbeträge sind ge-stiegen. In Bremen beträgt der Anstieg 51 Euro, in Bremerhaven 25 Euro.

Im bundesweiten Ländervergleich verharrt das Land Bremen mit durchschnittlich 606 Euro auf Platz 14 von 16 – und bleibt damit weiterhin in der Spitzengruppe der teuersten Bundesländer. Nur die besonders belasteten Regionen Baden-Württemberg und Berlin schneiden schlechter ab. Die Reform sollte vereinfachen, gerechter machen und aufkommensneutral sein. Nichts davon ist eingetreten. Bremen und Bremerhaven liegen im unteren Fünftel – und die Belastungen steigen weiter.

Haus & Grund Deutschland: Komplexität, Ungerechtigkeit und 2,8 Millionen Einsprüche
Auch auf Bundesebene fällt das Urteil deutlich aus. Haus & Grund Deutschland spricht von einer Reform, die die selbst gesteckten Ziele nicht erreicht hat. Präsident Kai Warnecke betont: „Es wurde nicht einfacher, es wurde nicht gerechter und für viele Bürger wurde es teurer.“

Besonders problematisch ist das Bundesmodell, das in Bremen gilt. Es ist stark wertorientiert, basiert auf Bodenrichtwerten, statistischen Mietwerten, Mietstufen, Vervielfältigern und Abzinsungsfaktoren – und ist damit kaum nachvollziehbar. Die Konsequenz: 2,8 Millionen Einsprüche bundesweit. In Bremen allein gab es nach Medien-informationen zufolge knapp 48.000 Einsprüche gegen die Grundsteuerwertbescheide.

Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse des Rankings deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern:
• Sachsen-Anhalt: 305 Euro (Platz 1)
• Berlin: 850 Euro (Platz 16)

Eine Ursache hierfür ist die Modellwahl:
• Niedersachsen und Bayern setzen auf einfache, faire Flächenmodelle, •Baden-Württemberg und Bremen hingegen nutzen wertorientierte Modelle, die stark schwanken und bei steigenden Bodenrichtwerten zu teils massiven Belastungssprüngen führen.

Finanzressort im Weser-Kurier: Kritik an der Methodik – Haus & Grund widerspricht klar
In einem Artikel des „Weser-Kurier”, der das Haus & Grund-Grundsteuerranking 2025 aufgreift, kritisiert das Bremer Finanzressort das Ranking deutlich. Ressortsprecher Matthias Makosch erklärt, die Konzentration auf eine Musterimmobilie sei „ein methodischer Fehler“, da diese keinen Rückschluss auf die tatsächliche Entwicklung erlaube.

Haus & Grund hält diese Einschätzung für unzutreffend. Denn:
• sowohl im Ranking 2024 als auch 2025 wird dieselbe Musterimmobilie verwendet
• dieselbe Wohn- und Grundstücksgröße zugrunde gelegt,
• derselbe Familienhaushalt simuliert.

Damit sind Vergleiche möglich – und sogar zwingend. Würde man jedes Jahr andere Objekte betrachten, ließe sich gerade keine Tendenz erkennen. Die wissenschaftliche Praxis weltweit nutzt Vergleichsobjekte, um steuerliche Belastungen zwischen Städten messen zu können. Haus & Grund Landesgeschäftsführer, Ingmar Vergau, stellt klar: „Wenn Bremen für dasselbe Musterhaus 51 Euro mehr verlangt als im Vorjahr, dann ist die Richtung eindeutig. Es ist schlicht falsch zu behaupten, dass keine Tendenz ablesbar sei.“


Steigende Belastungen für Eigentümer und Mieter
Die Grundsteuer ist jedoch nur ein Teil des Problems. In Bremen planen Politik und Verwaltung zudem mit steigenden Müllgebühren, während Wasser- und Abwassergebühren seit Jahren kontinuierlich steigen. Diese drei Posten – Grundsteuer, Abfallwirtschaft und Wasser/Abwasser – führen bei Eigentümern und Mietern zu steigenden Betriebskosten, die sich in Summe auf mehrere Tausend Euro pro Jahr belaufen können. Vergau warnt: „Viele Familien können diese Kosten nicht mehr stemmen. Die Nebenkosten entwickeln sich zum Preistreiber – und die Bürger haben kaum Einfluss darauf.“

Angesichts der Belastungen erneuert Haus & Grund Bremen seine klare Forderung: Bremen soll dem Beispiel Niedersachsens oder Bayerns folgen und eines der einfachen Flächenmodelle übernehmen.

Beide Modelle haben wesentliche Vorteile:
• einfach verständlich,
• weniger abhängig von Bodenrichtwerten,
• stabilere und planbare Steuerlast,
• weniger Streit und Einsprüche,
• moderate Belastungen im Vergleich zu wertorientierten Modellen.

Für Bremen wäre der Umstieg ein Schritt zu mehr Transparenz und Gerechtigkeit – und ein Signal an Eigentümer und Mieter, dass die Politik die wachsenden Wohnkosten ernst nimmt.