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Bremer Wärmeplanung auf dem Rücken der Eigentümer

ZWISCHEN ANSPRUCH UND REALITÄT

Im Oktober verkündete Björn Fecker – eigentlich Finanzsenator – als Vertreter der zuvor zurückgetretenen Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft mit großem Optimismus, Bremen könne seine Wärmeversorgung bis 2045 vollständig klimaneutral gestalten. Wärmenetze, Großwärmepumpen und Nahwärmelösungen sollen die fossilen Energieträger ersetzen.

Was auf dem Papier machbar klingt, lässt bei genauerem Hinsehen jedoch viele Fragen offen – und sorgt bei privaten Haus- und Wohnungseigentümern für erhebliche Verunsicherung.

Unklare Perspektiven für Eigentümer
Zwar betont der Senat, dass die kommunale Wärmeplanung keine unmittelbaren Verpflichtungen für Eigentümer enthalte. Doch die Realität sieht anders aus: Wer heute in die Zukunft seines Hauses investiert, steht vor einem Dilemma. Niemand weiß, ob sich in einigen Jahren ein Wärmenetz tatsächlich wirtschaftlich realisieren lässt oder ob die selbst installierte Wärmepumpe dann als „nicht systemkonform“ gilt. Haus & Grund Deutschland warnt schon seit Langem vor dieser Unsicherheit. Eigentümer brauchen verlässliche Planungssicherheit – keine strategischen Absichtserklärungen, die sich alle drei Jahre ändern. Wer zigtausend Euro in die Heizungsmodernisierung steckt, muss wissen, dass diese Investition Bestand hat.

Wärmewende darf kein Zwangs- programm werden
Wenn in Bremen künftig großflächig Wärmenetze entstehen sollen, bedeutet das für viele Hauseigentümer potenziell einen Anschlusszwang – mit erheblichen Kostenfolgen. Bereits heute ist absehbar, dass die kommunalen Versorgungsunternehmen die notwendigen Investitionen nicht ohne Beteiligung der Bürger finanzieren können.
Hier fordert Haus & Grund seit Monaten: Keine Wärmewende auf dem Rücken der privaten Eigentümer! Wer das Ziel der Klimaneutralität ernst meint, muss technologieoffen bleiben und Freiheit bei der Wahl des Heizsystems garantieren. Eigentümer sollten selbst entscheiden können, ob sie auf eine Wärmepumpe, Biomasse, Solarthermie oder künftig auch synthetische Energieträger setzen – je nach Gebäudetyp, Standort und finanzieller Leistungsfähigkeit.

Wirtschaftlichkeit bleibt ungelöst
Der Planentwurf spricht von 300 Kilometern neuer Leitungen, zahlreichen Großwärmepumpen und Pilotprojekten. Doch wer bezahlt das alles? Die bisherigen Kostenschätzungen sind vage, konkrete Förderzusagen fehlen.
Zudem ist unklar, wie der massive Strombedarf für tausende Wärmepumpen und Netze gedeckt werden soll. Schon heute stößt das Stromnetz vielerorts an seine Grenzen. Haus & Grund Bremen fordert deshalb eine ehrliche Kosten-Nutzen-Abwägung: Bevor Leitungen gebaut oder bestehende Gasleitungen zurückgebaut und Heizsysteme verboten werden, braucht es eine realistische Analyse der Wirtschaftlichkeit – nicht nur aus Sicht der Stadt, sondern vor allem der privaten Eigentümer, die am Ende die Rechnung zahlen.

Mit der Veröffentlichung des Wärmeplanentwurfs startete die Öffentlichkeitsbeteiligung. Bürger, Unternehmen, Institutionen und Verbände hatten hier ebenso wie die in ihren Aufgabenbereichen berührten Behörden, die Träger öffentlicher Belange und die senatorischen Ressorts die Möglichkeit, den Wärmeplanentwurf einzusehen und Stellungnahmen abzugeben.
Beteiligung ist gut – aber Transparenz ist besser

Die Online-Beteiligung war ein Schritt in die richtige Richtung. Aber die Wärmewende lässt sich nicht per Klick im Internet umsetzen. Eigentümer müssen verständlich, frühzeitig, umfassend und insbesondere verlässlich über Konsequenzen, Fördermöglichkeiten und Alternativen informiert werden.

Der Haus & Grund Landesverband Bremen e.V. forderte daher in seiner Stellungnahme unter anderem:
• Verbindliche Wirtschaftlichkeitsprüfungen für jedes geplante Wärmenetz,
• Planungs- und Rechtssicherheit für Eigentümer, die eigenständig in klima-freundliche Heizsysteme investieren,
• Technologieoffenheit statt Einheitslösungen,
• und sozialverträgliche Förderprogramme, die auch Normalverdiener und ältere Eigentümer nicht überfordern.