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Baustelle Wohnungsbau

Einbruch der Wohnungsfertigstellung in Deutschland um 32 Prozent bis 2025

Trotz der anhaltenden Bautätigkeit nach der Corona-Pandemie zeigt der Wohnungsbau in Deutschland und Europa Anzeichen einer Verlangsamung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der EUROCONSTRUCT-Sommerkonferenz 2023, dessen Ergebnisse das ifo-Institut in einer aktuellen Pressemitteilung zusammenfasst. Die Modellrechnungen weisen auf eine erwartete Marktabschwächung bis 2025 hin, die die seit 2014 anhaltende positive Entwicklung unterbricht.

Durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Energiepreise und die Verfügbarkeit von Baumaterialien sind die Kosten für Bauleistungen erheblich gestiegen. Das europäische Bauvolumen wird voraussichtlich 2023 und 2024 um jeweils etwa 1 Prozent schrumpfen. Dabei sind die Bremsspuren insbesondere im Wohnungsbau sichtbar. Anstatt der ursprünglich prognostizierten Rückgänge von 1 bis 2 Prozent in den Jahren 2023 und 2024 wird nun ein Minus von 3,6 Prozent in diesem Jahr und 3,2 Prozent im nächsten erwartet.

In Bezug auf den Neubau von Wohnungen sind die Revisionen besonders stark. Die Neubauaktivität wird voraussichtlich 2023 um rund 6 Prozent und 2024 um 2,7 Prozent zurückgehen, anstatt zu wachsen. In Deutschland ist bis 2025 sogar ein Rückgang von 32 Prozent zu erwarten. Somit bricht die Fertigstellungszahl hierzulande in nur drei Jahren um ein Drittel ein. Die Unsicherheit über die mittelfristige Entwicklung der Immobilienpreise und der steigenden Baukosten führt zu einer Zurückhaltung der Bauherren und Interessenten.
Im Mehrfamilienhausbau besteht ferner die Problematik, dass die hohen Bau- und Finanzierungskosten keine Marktgängigen Mieten zulassen (siehe hierzu auch die Aktuelle Studie von Haus & Grund Deutschland zu Baupreisen als Miettreiber https://www.hausundgrund.de/baukosten-als-miettreiber). 

Die schwierigen finanziellen Bedingungen infolge der Inflation und des schnellen Zinsanstiegs sind die Hauptgründe für die gegenwärtigen Finanzierungsprobleme im Wohnungsbau. Diese, zusammen mit der allgemeinen Verunsicherung über die zukünftige Wirtschaftslage und Immobilienpreise, dämpfen die Nachfrage nach Wohnungsbauprojekten.

Das selbst gesteckte Ziel der Bundesregierung jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen rückt damit in weite Ferne. Auch die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum wird auf diese Weise nicht erreicht. Die Tatsache, dass der Rückgang der Fertigstellungen in keinem der untersuchten Länder so hoch ausfällt wie in Deutschland, wird nicht zuletzt an der vom BMWK angestoßenen aktuellen politischen Debatte rund ums GEG liegen.

MG

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Grafik Fertigstellungsquoten in Deutschland und Europa
Grafik: Fertigstellungsquoten in Deutschland und Europa