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Rückstausicherung

Wie kann ein Rückstau entstehen?

Da insbesondere öffentliche Kanalnetze aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht darauf ausgelegt werden können, jeden extremen Regen rückstaufrei abzuleiten, kann es im Einzelfall zum kurzfristigen Rückstau von Abwasser in die Hausanschlussleitungen kommen. Unabhängig vom Wetter kann Rückstau aber auch entstehen, wenn der Abfluss im öffentlichen Kanal oder in der privaten Leitung durch Verstopfung gestört ist. In diesem Fall sollte auch geprüft werden, ob Schäden (z. B. Brüche oder stärkere Versätze) oder schieflagenbedingte Entwässerungsstörungen infolge bergbaulicher Einwirkungen vorliegen.

Grundsätzlich muss sich jeder Eigentümer aufgrund entsprechender Regelungen in den Entwässerungssatzungen der Städte und Gemeinden selbst nach den jeweils anerkannten Regeln der Technik gegen Rückstau aus den öffentlichen Abwasseranlagen schützen.

Welche Folgen hat ein Rückstau?

Im Zuge eines Rückstaus, wie oben aufgeführt, kann bei einer fehlenden Rückstausicherung das Abwasser aus dem öffentlichen Kanalsystem in das Gebäude eindringen bzw. die unter der sog. Rückstauebene (i. d. R. Straßenoberflächen) liegenden Grundstücksflächen oder Gebäudeteile überfluten und zu Schäden und Belästigungen führen. Aus allen Öffnungen, die unterhalb der Rückstauebene liegen (wie Bodenabläufe, Waschbecken, Toiletten, Duschen, Reinigungsklappen oder Hof- und Gargenabläufe), kann sich das Abwasser in Kellerräumen, Souterrainwohnungen, Garagen und Oberflächen verteilen. Neben der allgemeinen Verschmutzung können auch Schäden an Einrichtungen und am Gebäude entstehen. Ebenfalls sind Gesundheitsrisiken durch Abwasserkeime und durch elektrische Kontakte, die das Wasser unter Strom setzen können, zu beachten.

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Rückstauverschluss Richtig Falsch

Entwässerung und Rückstausicherung

Wie kann ich mein Haus gegen Rückstau sichern?

Üblicherweise gibt es drei Möglichkeiten sein Gebäude gegen Rückstau zu sichern:

  1. Einbau einer Hebeanlage, bei der das unter der Rückstauebene anfallende Abwasser mittels einer Pumpe über die Rückstauebene geführt wird.
  2. Rückstauverschluss mittels Schiebe-, Klappen-, oder Quetschtechnik, bei der der Durchfluss im Falle eines Rückstaus verschlossen wird.
  3. Rückbau bzw. Verschluss von rückstaugefährdeten Entwässerungsgegenständen.

Die Auswahl des für Ihr Gebäude in Frage kommenden Systems, auf das im Folgenden noch detaillierter eingegangen wird, sollte durch einen Fachmann unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten erfolgen. Hierbei ist auch der Kosten-/Nutzenumfang zu prüfen und entsprechend abzuwägen.

Welche Rückstausicherung sich im Einzelfall am besten eignet und wo sie am günstigsten einzubauen ist, hängt im Wesentlichen von der Höhenlage der Entwässerungsgegenstände im Keller, der Art der Abwasser (fäkalienhaltig oder fäkalienfrei) und davon, ob Entwässerungsleitungen aus den oberen Etagen mit angeschlossen sind, ab. Insbesondere wenn Regenentwässerungsleitungen vor einer Rückstausicherung angeschlossen sind, besteht die Gefahr eines selbstverursachten Rückstaus.

Abwasserhebeanlage:
Hebeanlagen sammeln das unter der Rückstauebene anfallende Abwasser und pumpen dieses dann über die Rückstauebene in den zum öffentlichen Kanal führenden Leitungsstrang. Hierbei fallen hohe Anschaffungs- und wiederkehrende Betriebskosten an, und außerdem ist ein entsprechender Platzbedarf erforderlich.

Rückstauverschluss:
Rückstauverschlüsse sind relativ leicht in ein bestehendes System, z. B. den Revisionsschacht, einzubauen. Sie sind relativ klein und benötigen außer einer regelmäßigen Wartung und im Fall einer mechanischen Betätigung keine Betriebskosten. Einen Rückstauverschluss kann man allerdings auch in automatischer Ausführung erhalten. Hierbei wird dann im Fall eines Rückstaus in kürzester Zeit das Rohr automatisch verschlossen und nach dem Rückstauereignis wieder geöffnet.

Rückbau/Verschluss rückstaugefährdeter Entwässerungsgegenstände:
Insbesondere nicht unbedingt benötigte Bodenabläufe sowie Handwaschbecken in den Kellerräumen sollten zunächst verschlossen werden, um eindringende Abwässer bei einem Rückstauereignis zu vermeiden. Danach besteht die Möglichkeit, Abwasserleitungen, welche aus den Obergeschossen kommen, direkt unterhalb der Decke im Kellergeschoss als sogenannte Schleppleitung Richtung Straßenkanal aus dem Haus herauszuführen.

Die üblicherweise mit einem Wasserschutzsystem sowie Auffangwannen ausgestatteten Waschmaschinen können in diesem Fall benutzerfreundlich auf Sockel gestellt werden, um das Abpumpen des Abwassers in die unter der Decke verlaufenden Leitungen zu gewährleisten.

Als positiver Nebeneffekt ist anzumerken, dass bei den jetzt sichtbaren Leitungsverläufen ein Versicherungsschutz über die Gebäudeversicherung (Leitungswasser) besteht. Es sei denn, die Leitungen führen nur Regenwasser ab. Hier sind dann entsprechend die Versicherungsverträge zu ergänzen bzw. zu ändern, um einen Versicherungsschutz zu gewährleisten.

Sollte bei dem bestehenden Entwässerungssystem eine rückwärtige Regenentwässerung durch das Gebäude führen, ist hier bei der Stadt oder Gemeinde zu hinterfragen, ob eine Versickerungsmöglichkeit auf dem Grundstück möglich ist bzw. die Leitungsführung um das Haus zum Straßenkanal erfolgen kann.

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Abwasserhebeanlage Rückstau Sicherung
Prinzipskizze für den Betrieb einer Schmutzwasserhebeanlage

Wer haftet für die Folgen eines Rückstaus?

Entsprechend der bereits angesprochenen sog. Entwässerungssatzungen der Städte und Gemeinden ist jeder Hausbesitzer selbst dafür verantwortlich, dass sein Keller nicht überflutet wird. Schadensersatzansprüche gegenüber Kommunen sind in aller Regel nicht durchsetzbar. Es besteht jedoch die Möglichkeit, sich mit einer Elementarversicherung gegen Schäden infolge eines Rückstaus zu versichern. Diese können jedoch je nach Lage des Objektes sehr teuer sein. Allerdings besteht auch hier in der Regel bei fehlender Rückstausicherung kein Versicherungsschutz. Der beste Schutz gegen eindringendes Wasser infolge eines Rückstaus ist ein Verzicht auf Entwässerungseinrichtungen in rückstaugefährdeten Kellerräumen.

Dipl. Ing. Mischa Tönebön

Mit freundlicher Genehmigung des VBHG, Herten